Das Computerprogramm „Lesikus“ zielt auf das Training der basalen Lesefertigkeiten (Lesegenauigkeit und Lesegeschwindigkeit für bekannte und unbekannte Wörter) ab, welche sich in zahlreichen wissenschaftlichen Untersuchungen als das zentrale Problem leseschwacher Kinder erwiesen haben. Der wichtige Prozess des Zusammenlautens wird trainiert, indem Pseudowörter, also nicht existierende, aber aussprechbare Buchstabenabfolgen, mit steigender phonologischer Komplexität dargeboten werden. Die Lesegeschwindigkeit wird trainiert, indem typische Silben und häufige Wörter wiederholt präsentiert werden, wobei die Präsentationszeit beschränkt werden kann.
Die Version für Eltern und Lehrer („Grundkurs Lesetechnik“) ist einfach und übersichtlich gestaltet, erlaubt aber dennoch gewisse sinnvolle Adaptationen (z.B. Schriftgröße, Auswahl der bereits bekannten Buchstaben). Die bunte und übersichtliche Gestaltung (wenig Lesematerial gleichzeitig am Bildschirm) sowie ein einfaches Belohnungssystem sind einfache und sinnvolle Mittel zur Steigerung der Lesemotivation selbst für Kinder mit massiven Leseschwierigkeiten. Die Therapeutenversion ist wesentlich flexibler und erlaubt die gezielte Einstellung bestimmter Merkmale (z.B. bestimmte Wortstruktur) sowie die Dokumentation der Lernfortschritte des jeweiligen Kindes. Für den effizienten Einsatz dieser Version ist umfassendes Expertenwissen über den Leseerwerb und spezifische Schwierigkeiten (LRS) Voraussetzung, damit für jedes Kind die passenden Programmkomponenten ausgewählt werden können.
Das Programm erfüllt die Forderung nach einer symptomorientierten Leseförderung. Aus wissenschaftlicher Sicht entspricht die Gestaltung der Leseaufgaben im Programm „Lesikus“ dem aktuellen Stand der lesepsychologischen Forschung.

Karin Landerl

Prof., Dr. Landerl, Universität Tübingen, Autorin des SLRT und zahlreicher Veröffentlichungen zum Thema Legasthenieforschung.